Der freiheitliche Abgeordnete Christian Ragger hat heute, Freitag, im Nationalrat die dramatische Pflegesituation in Österreich dargestellt: „Ein wesentliches Problem ist die uneinheitlich geregelte Finanzierung der Pflege. Die Pflege erfolgt überwiegend zu Hause, doch die Zuständigkeit ist auf die Gemeinden, Länder und den Bund verteilt, was zu einem ständigen Ungleichgewicht führt. Familien, die auf Pflege angewiesen sind, fühlen sich oft wie Bittsteller, da auch der Fokus oft nur auf Pflegeheimen liegt. Es braucht eine klare politische Lösung, damit jeder seine benötigte Unterstützung erhält und diese auch einheitlich finanziert wird“, forderte Ragger.
Noch immer neun verschiedene Regeln zur Pflege-Ausbildung
Ein weiterer wichtiger Punkt ist die Ausbildung der Pflegekräfte. „Nach wie vor gibt es neun unterschiedliche Regelungen in den Bundesländern. Der Ansatz der Bundesregierung zur Pflegereform ist hier aber so, als würden wir an einem Bonsaibaum schnippeln, anstatt eine einheitliche Pflegeausbildung zu schaffen. Das Problem ist zudem auch, dass für die Pflegeausbildung hohe Kosten anfallen, während etwa Polizeischüler 14 Mal ein echtes Gehalt in der Ausbildung bekommen“, erklärte Ragger.
Bis zu 30 Personen pro Pflegekraft sind unzumutbar
„Dann müssen wir dringend die Attraktivität der Pflegeberufe steigern. Aber wenn wir ehrlicherweise über den Pflegeschlüssel sprechen, dann sind viele Politiker auf Tauchstation. Wenn eine Pflegerin nämlich 25 bis 30 Personen waschen, anziehen und für sie das Essen zubereiten muss, dann ist das eine extreme Arbeitsbelastung, kaum zu bewältigen ist. Diese Überforderung führt zu Burnout und dazu, dass immer weniger Menschen in diesem Bereich arbeiten möchten. Hier müssen wir ehrlich über den Pflegeschlüssel diskutieren und für Veränderungen sorgen“, forderte Ragger.
Angepasste Wohnungen ersparen Pflegebedürftigen das Heim
Raggers Ansatzpunkt einerseits für die Entlastung der Heime und Pflegekräfte sowie anderseits für die Förderung des selbstbestimmten Lebens älterer Menschen sind angepasste Wohnlösungen wie das Konzept des „Ambient Assisted Living“. „Durch gezielte Wohnbauförderung können Wohnungen und Häuser so gestaltet werden, dass ältere Menschen länger selbstständig leben können. Die Niederlande machen es vor: Dort können 20 Prozent der älteren Bevölkerung so versorgt werden, was jährlich Millionen an Entlastung für das Pflegesystem bedeutet“, erläuterte Ragger.
Österreich braucht nachhaltige und gerechte Pflegesituation
„Das heute in Verhandlung stehende Volksbegehren zur Pflege hat bereits einen wichtigen Anstoß gegeben, jedoch müssen wir diesen Impuls nutzen und weiterentwickeln. Lasst uns beginnen, die Pflege zu Hause zu attraktivieren und auch die Bedingungen für Pflegekräfte zu verbessern. Gemeinsam können wir eine nachhaltige und gerechte Pflegesituation in Österreich schaffen“, betonte Ragger.